Herzkolumne September 2017

Die Nacht im Biwak –
Naturverbindung & Krafttiere

 

Seit dem Frühling bin ich im Survival Mentoring Lehrgang von Sandra und Hans Müllegger. Ziel ist es, nach diesem Jahr für vier Tage ohne Ausrüstung und Verpflegung in die Wildnis zu gehen. Einst waren die Schamanen auf den Spuren der Tiere unterwegs in der Natur und wussten um die Fertigkeiten die sie brauchten um zu überleben. Die Begegnungen und Erlebnisse in der Wildnis brachten sie in Kontakt mit ihrer inneren Weisheit.

 

In den ersten Modulen lernte ich, wie ich meine Grundbedürfnisse abdecken kann. Schlaf, Wärme, Nahrung und Wasseraufbereitung standen im Vordergrund. In diesem Modul geht die Reise nach innen. Von der Trommel begleitet reisen wir ins unendliche Meer des Alpha-Zustands. Das war allerdings noch die leichtere Übung. Denn plötzlich heißt es, versetz dich in tiefe Meditation, nicht aber mit Musik oder Stille, Decke und Kissen, nein, mitten in der Wildnis, mitten im Tun aktivierst du nun den Alpha-Zustand. So verwandelt sich die Suche nach Brennholz und Zunder in ein Herumstreunen mit der Gewissheit, den Dingen zu begegnen, die ich gerade benötige. Schon lange liebe ich es, in Meditation mit den Tieren des Waldes Zeit zu verbringen. Doch meistens bin ich dafür still gesessen. Jetzt begebe ich mich in Meditation und spaziere mit Weitwinkelblick und Fuchsgang entlang der Rehpfade durch den Wald. Meine Wahrnehmung hat sich stark erweitert in den letzten Monaten. Meine Sinne sind geschärft. Ich spüre die Kräfte der Wildnis in mir wirken. Lange ist es her, wo ich tagelang auf den Gebirgspfaden unterwegs war. Wie wird es sein, wenn nun meine Ausrüstung und Verpflegung direkt aus der Natur zu mir kommt?

 

Mein inneres Feuer funkelt vor Lebensfreude und Herausforderung zugleich. Nicht nur in mir, denn meine Aufgabe ist es nun auch, für ein Monat ein Feuer zu hüten, welches ich vom Wildniscamp mitbekomme. Das Feuer als ständiger Spiegel meiner Seele, nun für ein Monat an meiner Seite. Schon kurz nach der Ankunft macht es auf sich aufmerksam. Ich bringe die Kerze zum Altar und gehe meine Familie begrüßen. Zwei Stunden später, ich öffne die Tür zum Meditationsraum um nach der Flamme zu schauen, und alles steht in stinkendem Rauch. Ich öffne die Fenster, entzünde eine andere Kerze mit der Flamme der mitgebrachten Kerze und lösche diese dann aus. Etwas war in die Kerze gekommen und mit dem Wachs zusammen so verbrannt, dass es im ganzen Raum qualmt. Der Rauch ist mir ja nicht unbekannt, begleitet mich schon länger. Ob es nun ein Lagerfeuer ist, das nicht aufhört zu rauchen wegen Feuchtigkeit, oder Buchsbaum, den ich verbrennen muss wegen Schädlingsbefall, aber auch Räucherwerk, welches ich für die Spirits im Garten und zur Reinigung der Häuser verwende lasst es oft so richtig qualmen. Ich weiß sofort, ok, es ist wichtig, sehr regelmäßig zu kontrollieren wie es der Flamme geht. Anfangs war sie ganz klein, versteckt in einer tiefen roten Kerze funkelt sie zaghaft heraus. Sicher versteckt vor allen Gefahren im Meditationsraum. Mittlerweile habe ich das Feuer aus seinem Versteck gelockt, ihm eine Laterne und große Kerzen besorgt und beim Jahreszeitenfenster hat es nun seinen Platz, wo es täglich bewundert wird, wo es die Herzen aller Menschen berührt, die bei uns vorbei kommen.

 

 

Eine Nacht verbringe ich bei diesem Modul wieder im Biwak. Ich muss dafür alles Laub und Stroh herausholen, denn die Feuchtigkeit und die kleinen Tiere finden in meiner selbstgebauten Behausung ebenfalls Unterschlupf. Nachts um 22.00 Uhr, nach einer geführten Meditation, gehe ich dann in den Wald zum Biwak. An die zehn Nacktschnecken muss ich entfernen, trotz der Säuberung am Nachmittag. Alles trocken, mit frischem Stroh ausgelegt, doch das hält die Tierchen nicht im Geringsten davon ab, meine Behausung weiterhin mitzubenutzen. Auch jede Menge Spinnen und anderer Kriechtiere begegnen mir unter dem Schein meiner Taschenlampe. Und dann, ich kann es selbst nicht glauben, befinde ich mich wirklich im Biwak, trotz all der Tiere! Ich frage mich, ob das wohl der abendlichen Meditation, dem langen Tag und der drei Stunden langen Autofahrt zuzuschreiben war? Ich entferne noch ein paar weitere Schnecken. Keine Ahnung woher die überhaupt noch kommen konnten. Der Ekel steigt in mir auf. So richtig stark spüre ich, wie ich diese Tiere abstoße. Voller Ablehnung frag ich mich, ob ich noch ganz normal bin, unter diesen Bedingungen schlafen gehen zu wollen. Stress breitet sich aus. Mein Körper bekommt sofort Platzangst im engen Biwak. Ich spüre und höre überall Tierchen. Dinge fallen mir von oben ins Gesicht. Ich kann mich kaum noch rühren. Der Atem wird schwer und mir wird bewusst, dass ich mich weit, sehr weit außerhalb meiner Komfortzone befinde.

Doch da, mein Krafttier der Falke taucht innerlich auf. Lange schon begleitet er mich, nie lässt er mich im Stich. Sein Blick ist klar und zieht meine Aufmerksamkeit an. Tief schaue ich in seine Augen. Mein ganzes Wesen beruhigt sich. Wir fliegen kreisend im Mondschein über dem Wald. Ich atme, atme ganz tief durch, bis wir wieder hinabgleiten, ganz nah an Mutter Erde heran. Ich sinke tiefer in die Erde als mein Körper aufliegt. Ich erinnere mich an diese Sequenz aus der Abendmeditation, wo wir uns von der Anziehungskraft der Erde tief sinken haben lassen. Ich finde mich wieder in einem Erdloch, einem Grab, welches ich selbst gegraben habe. Dort bin ich tot und mein Körper beginnt sich in all das zu verwandeln, wovor mir gerade noch so ekelte, was mich aus der Bahn geworfen und die Kontrolle übernommen hat. Es ekelt mir also eigentlich vor mir selbst, wenn es mir vor all den Tierchen hier rund um mich so ekelt. Und in diesem Moment verlässt mich etwas, was mich zum Abbruch meiner Nacht im Biwak zwingen wollte. Auf einmal bin ich frei für den Flug in die Nacht. All der Ekel ist weg. Ich liege viel wach, träume bewusst, dann unbewusst, ersehne mir die Helligkeit herbei, um endlich wieder raus zu können aus dieser Enge. Und da, ich höre die ersten Vögel, die mir den kommenden Tag ankündigen. Bald wird es hell. Ich krieche aus dem Biwak und beobachte den Tagesanbruch im Wald. Es ist sehr früh am Morgen. Einige Tiere der Nacht ziehen sich gerade zurück, andere wiederum wachen auf. Der Fuchs und der Dachs kommen mir in den Sinn. Ganz in der Nähe sollen sie sein, vielleicht sehe ich sie ja. Ich begebe mich ganz leise auf Wanderschaft zu meinem Meditationsplatz im Wildniscamp. Dort verbringe ich eine Stunde in Meditation und kehre danach dankbar für diese Transformation, meine Annäherung an die Natur, zur Feuerstelle und in die Gemeinschaft zurück.

 

In tiefer Dankbarkeit sitze ich hier, lese meine eigenen Zeilen, und denke an Sandra und Hans, die mir all ihr Wissen schenken und mich begleiten hinein in die tiefe Verbindung von Natur und Spirit. Ich danke auch ihren Lehrern, unter anderem Tom Brown und Stalking Wolf, einem Schamanen, der 60 Jahre auf Wanderschaft war. Ich danke dafür, dass ihr Wissen bis heute weiterlebt und in vielen Menschen das innere Feuer weckt. Ich danke Mutter Erde und all ihren Bewohnern, den sichtbaren und unsichtbaren für ihr Sein und Wirken.

 

In Verbundenheit,

Anna

 

 

 

 

Basisseminar
schamanisch Astralreisen & Krafttiere


23. – 24.9.2017
in Grünbach am Schneeberg

 

 

 

 

 

 

 

Transpersonales Atmen
Wochenende
11. – 12.11.2017

Transpersonales Atmen
am Abend
10.10.2017

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Alexandra Popp am 15. September 2017 um 21:58

    Wunderschöne Worte. Danke fürs Teilen, ich bin berührt, weil auch mich diese Wiedergeburt des toten Körpers in kleinen Tierchen, Pflanzen….schon oft beschäftigt hat. Leben, das Leben gibt, sich hingibt als Geschenk und ewig währt. Ich denke auch dass dieser Ekel eine tiefe Angst vor unserer letzten Hingabe ist. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür ihren Körper nach dem Tod dem Feuer zu übergeben, anstatt ihn der Erde zu übergeben.

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